NVL Hypertonie (2023)

1 Definition und Epidemiologie

1.1 Definitionen

Die Leitliniengruppe folgt bei der Definition der arteriellen Hypertonie der Leitlinie "2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension" 29779 (AGREE-II: Domäne 3 33%, Domäne 6 50 %) (vgl. Tabelle 2).

Tabelle 2: Klassifikation des Praxisblutdruckes1 und Definition der Schweregrade der Hypertonie2 (modifiziert nach 29779)

Kategorie

Systolisch (mmHg)

 

Diastolisch (mmHg)

Hypertonie Grad 1

140–159

und/oder

90–99

Hypertonie Grad 2

160–179

und/oder

100–109

Hypertonie Grad 3

≥ 180

und/oder

≥ 110

Isolierte systolische Hypertonie

≥ 140

und

< 90

1 Definition der Blutdruckkategorie anhand des in der Arztpraxis in sitzender Position gemessen Blutdrucks (vgl. Tabelle 4)

2 Isolierte systolische Hypertonie wird entsprechend der Messwerte des systolischen Blutdruckes ebenfalls in Schweregrade 1, 2 und 3 unterteilt

Zur Blutdruckmessung vgl. Empfehlung 3-1 sowie Empfehlung 3-2

1.2 Epidemiologie

Die weltweite Relevanz der arteriellen Hypertonie wird durch eine altersstandardisierte globale Prävalenz in 2019 von 32% (95% KI 30; 34) für Frauen sowie 34% (95% KI 32; 37) für Männer berichtet (200 Länder/Regionen; Alter zwischen 30 und 79 Jahren) 33300. Für Deutschland wird eine grafische Senkung der Prävalenz in 2019 im Vergleich zu 1990 dargestellt, was dem weltweiten Trend in Ländern mit höherem Bruttoinlandsprodukt entspricht 33300.

Für die westlichen Länder mit hohem Einkommen wird zudem angegeben, dass 27% (95% KI 22; 31) der Frauen mit Hypertonie (Blutdruck systolisch ≥ 140 mmHg, diastolisch ≥ 90 mmHg) keine Diagnose erhielten, also nicht wussten, dass sie eine Hypertonie haben sowie 31% (95% KI 27; 35) der Männer 33300. Für 10% der Frauen in der Gruppe mit einer Diagnose der Hypertonie wird keine antihypertensive Behandlung angegeben, ebenso für 11% der Männer 33300. Jeweils 21% der Frauen und Männer in dieser Gruppe werden mit Diagnose einer Hypertonie sowie einer antihypertensiven Behandlung beschrieben, aber mit unkontrolliertem beziehungsweise nicht den Zielwerten entsprechendem Blutdruck 33300.

Eine gezielte Recherche epidemiologischer Daten im deutschen Versorgungskontext erbrachte folgende Ergebnisse:

Die Querschnittstudie "Gesundheit in Deutschland aktuell" GEDA 2014/2015-EHIS 30222 basiert auf Selbstangaben von 23 967 Befragten einer erwachsenen deutschsprachigen Stichprobe und errechnet eine 12-Monatsprävalenz der Hypertonie von 31,8% (95% KI 31,0; 32,7). Männer sind häufiger betroffen als Frauen (32,8% vs. 30,9%). Bei Menschen, die 65 Jahre oder älter waren, ergab sich eine 12-Monatsprävalenz von 63,8% (95% KI 61,5; 66,1) bei Frauen und 65,1% (95% KI 62,9; 67,1) bei Männern. 30222

Bei der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) 30224 handelt es sich um eine bundesweite Studie mit einem gemischten Design aus Quer- und Längsschnitterhebungen. Die Studienteilnehmenden wurden ärztlich befragt und es wurde eine standardisierte automatisierte Blutdruckmessung durchgeführt. Die Punktprävalenz errechnete sich aus zwei Komponenten: einem Messwert von ≥ 140 mmHg systolisch bzw. ≥ 90 mmHg diastolisch oder der Einnahme von Antihypertensiva in den letzten sieben Tagen bei bereits bekannter Hypertonie. Für die Auswertung wurden die mittleren Messwerte der 2. und 3. Messung genutzt. Die Punktprävalenz betrug insgesamt 31,6% (95% KI 30,1; 33,2). Den Berechnungen zufolge waren Frauen 29,9% (95% KI 28,1%; 31,9%) seltener betroffen als Männer 33,3% (95% KI 31,1%; 35,6%). 30224

Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi) 30223 berechnete anhand der bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten für das Jahr 2018 (n = 72 318 540) eine alters- und geschlechtsstandardisierte Diagnoseprävalenz der Hypertonie von 25,07% bei Erwachsenen. Als prävalent galten Betroffene, für die in einem Kalenderjahr zweimal eine gesicherte Hypertoniediagnose kodiert wurde 30223. Bei den gestellten Diagnosen (ICD-10-GM) fand sich v. a. die essentielle (primäre) Hypertonie (I10; 2018: 91,4%) 30223. Die sekundäre Hypertonie (I15) wurde für 2018 mit 0,9% berichtet (siehe auch Kapitel 3.2 Sekundäre Hypertonie) 30223.

NVL Hypertonie, Version 1.0, 2023

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zuletzt verändert: 29.06.2023 | 10:08 Uhr