Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Chronische KHK, Version 6
Die Version 6.0 der NVL Chronische KHK wird sowohl als responsive HTML-Version als auch im PDF-Format angeboten. Zur Implementierung stehen ergänzende Formate wie Empfehlungsübersicht (HTML), Übersicht "Was ist wichtig? Was ist neu?" (HTML) sowie verschiedene Patientenmaterialien zur Verfügung.
Publiziert: 15. September 2022
Gültig bis: 15. September 2027

Dokumente der Version 6.0
NVL Chronische KHK (Version 6.0): Was ist wichtig? Was ist neu?
Für die Version 6.0 wurde das Kapitel Revaskularisation neu bearbeitet.
Die wichtigsten Empfehlungen im Überblick:
Vor einer Herzkatheteruntersuchung sollen Patient*innen mithilfe passgenauer Entscheidungshilfen beraten und über Vor- und Nachteile der Interventionen informiert werden. Dazu stellt die NVL eigens entwickelte Entscheidungshilfen bereit.
Alle stabilen Patienten sollen regelmäßig körperlich aktiv sein. Die Intensität ist abhängig vom Risiko für kardiale Komplikationen und von der körperlichen Belastbarkeit. Zur Planung des Trainings wird daher neben Anamnese und körperlicher Untersuchung auch eine Ergometrie empfohlen.
Patienten sollen motiviert werden, ihren Tabakkonsum zu beenden. Wichtig ist auch, die passive Tabakexposition zu vermeiden. Patienten, die rauchen und dies ändern wollen, soll bedarfsgerecht und individualisiert geholfen werden.
Alle Patienten mit stabiler KHK sollen 100 mg ASS pro Tag erhalten, außer sie nehmen bereits orale Antikoagulantien ein. Bei gastrointestinaler Blutung sollte die ASS-Behandlung unter Gabe eines Protonenpumpenhemmers fortgesetzt werden. Bei Kontraindikation sollten Patienten Clopidogrel erhalten.
Statine sind die einzigen lipidsenkenden Medikamente, für die bei Patienten mit KHK eine Reduktion der Mortalität nachgewiesen ist. Zudem liegt eine langjährige Erfahrung zu Statinen vor. Alle Patienten sollen daher Statine als Mittel der ersten Wahl erhalten.
Die Langzeitbetreuung und die Koordination diagnostischer, therapeutischer und rehabilitativer Maßnahmen erfolgt beim Hausarzt. Bei Patienten mit einem besonders hohen kardiovaskulären Risiko legen Hausarzt und Kardiologe gemeinsam individuell angepasste Abstände für die kardiologische Verlaufskontrolle fest.
Über die Anamnese und körperliche Untersuchung wird die Wahrscheinlichkeit für eine KHK ermittelt:
- Bei einer niedrigen Wahrscheinlichkeit soll nach anderen Ursachen gesucht werden.
- Bei einer mittleren Wahrscheinlichkeit sollen nicht-invasive Verfahren angewendet werden.
- Bei einer hohen Wahrscheinlichkeit soll ohne weitere Diagnostik mit der Behandlung begonnen werden.
Wichtige Änderungen:
Ist eine PCI geplant, so empfiehlt die NVL die Messung der fraktionellen Flussreserve, um Eingriffe bei zu geringer hämodynamischer Relevanz zu vermeiden. Einen Stellenwert der Koronarangiografie in Kombination mit einer FFR zur prinzipiellen Therapiewahl ohne bestehende Indikation zur PCI bei stabiler KHK sieht die Leitliniengruppe derzeit nicht.
Patienten haben eine aktive Rolle bei der Gestaltung ihrer Therapie. Sie sollen ermutigt werden, individuelle Therapieziele zu formulieren. Durch Beratung und verständliche Information sollen sie im Selbstmanagement und bei Entscheidungen unterstützt werden.
Dafür bietet die NVL spezielle Entscheidungshilfen an, die Ärzte ihren Patienten unterstützend aushändigen können.
Es ist nicht belegt, dass Patienten mit einem BMI kleiner gleich 30 durch eine Gewichtsreduktion ihre Prognose verbessern. Die NVL empfiehlt daher lediglich, eine Gewichtszunahme zu vermeiden.
Davon unberührt ist die Empfehlung zu regelmäßigem Training. Denn inaktive Patienten haben unabhängig von ihrem BMI ein höheres kardiovaskuläres Risiko.
Patienten, bei denen eine orale Antikoagulation indiziert ist, wird nach elektiver PCI eine duale Therapie aus oraler Antikoagulation und einem Thrombozytenaggregationshemmer empfohlen. Bei einzelnen Patienten mit hohem ischämischem Risiko kann zusätzlich ASS erwogen werden (Triple Therapie).
Zum Einsatz von Ezetemib und PCSK9-Hemmern äußert sich die NVL zurückhaltend. Für ausgewählte Patientengruppen können sie eine Option darstellen. Im Unterschied zu Statinen ist für diese Medikamente keine Reduktion der kardiovaskulären Mortalität und Gesamtmortalität belegt.
Eine KHK ist keine eigenständige Indikation für ACE-Hemmer, Sartane oder Aldosteronantagonisten. Liegt keine anderweitige Indikation vor, sollte ein Jahr nach Myokardinfarkt die weitere Gabe von Betablockern bzw. das Absetzen re-evaluiert werden.
Eine Rehabilitation wird allen Patienten nach ST-Hebungsinfarkt (STEMI), NichtST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) und koronarer Bypass-Operation empfohlen.
Der Übergang vom Krankenhaus in eine Rehabilitationseinrichtung sollte bei unkompliziertem Verlauf bereits nach wenigen Tagen erfolgen.
Wichtiger Hinweis
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